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Joachim
Ringelnatz
»Bei meiner Tante im Strumpfenband«
Joachim Ringelnatz (1883-1934) kennt man als humorvollen und akrobatisch
grotesk mit der Sprache spielenden Poeten, der »schief ins Leben
hineingebaut« ist und dessen abenteuerliches Leben viele Narben
hinterlassen hat, die er mit einem heiterernsten »Dennoch«
im Wunderland Sprache überspielte. Alfred Polgar schrieb über
Ringelnatz: »Er hat den Stein der Narren entdeckt, welcher dem der
Weisen zum Verwechseln ähnlich sieht.« Der literarische Freund
von Ringelnatz hat recht, wenn er den in Sachsen geborenen Ringelnatz
einen Eulenspiegel nennt« mit koboldischer Lust im Durcheinanderbringen
von Sinn und Unsinn. Sein Humor hatte eine derbe und eine sublime Seite,
und unnachahmlich bleibt die Grazie, mit der er von der einen zur anderen
hinüberwechselte.« Dieser Lebensmatrose und Abenteurer verfügt
über den Humor von Wilhelm Busch, meistert die Groteske wie Morgenstern,
wagt die frivole Frechheit von Villon und besitzt die Herzenswärme
eines Erich Kästner. Und doch haben seine Muschelkalk- und Kuttel-Daddeldu-Gedichte
einen eigenen Ton, eine Musik von der See, stürmisch brausend und
ein windstilles Weinen. Es lohnt sich, sich auf eine lyrische Seefahrt
mit Ringelnatz einzulassen.
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